Gastautoren
"Herbstgedicht"
Der Baum vor meinem Fenster
Ich sehe schon Gespenster,
was ich da seh' ist ungesund!
Der Baum vor meinem Fenster,
hat plötzlich Augen, Nase, Mund.
Ein Baum, wie ein Mann, so eitel.
Sein Blätterhaupt ist dicht und rund,
er trägt es ohne Scheitel.
Darüber freut er sich ganz diebisch,
zählt Blatt für Blatt akribisch...
Doch eines Morgens wacht er auf,
sieht sich in großer Nöte.
Die Blätterpracht, sie fällt ihm aus,
die füllige, leuchtende Röte.
Er grämt sich und ist sehr traurig,
es schüttelt ihn ganz schaurig.
Darauf auch nun sein letztes Blatt,
zitternd im rauhen Wind, fällt herab.
Nun steht der starke Baum erstaunt,
sein Haupt ist über Nacht entlaubt.
© diekleinebenzmann
Foto: Maren Beßler/www.pixelio.de