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Glauben und Kirche

"Zwischen den Jahren"


Den Zeitraum zwischen dem 27. Dezember und  Neujahr bezeichnen wir oftmals als die
Zeit "zwischen den Jahren".

Wenn die Weihnachtsfeiertage vorüber sind, der Weihnachtsbraten aufgegessen und der Weihnachtsbesuch abgereist ist, dann kehrt im Allgemeinen wieder Ruhe ein,
oder vielleicht doch nicht? Früher war es so, da gönnte man sich einige Mußestunden am warmen Ofen mit einem Buch und einem heißen Tee. Heute sieht es oftmals etwas anders aus.
So wie vor dem Fest, so geht´s auch nach dem Fest wieder in die Geschäfte. Gutscheine werden eingelöst und unpassende Geschenke der Lieben werden umgetauscht. Da ist nichts mit Muße am Kamin. Außerdem gilt es den Silvesterabend vorzubereiten. Kommen über die Weihnachtsfeiertage meistens die lieben Verwandten, so findet der Silvesterabend im Kreise von Freunden statt.

Die Redewendung „Zwischen den Jahren“  ist die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr oder dem 06. Januar. Sie war entstanden aus dem Streit über die Festlegung des Tages der Geburt Christi und der neuen Zeitrechung und  diente damals der Besinnung. So waren viele Arbeiten verboten. Alle notwendigen Arbeiten sollten in Ruhe erledigt werden.
Weitere Informationen gibt es hier.

Viele Sagen und Mythen ranken sich um diesen Zeitraum. Der wohl bekannteste Volksglaube ist auch in der heutigen Zeit noch präsent, zumindestens die Älteren kennen  die Regel, dass zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche gewaschen und aufgehängt werden soll.

Wotan, der nordische Gott, soll es dem Urglaube nach sein, der mit seinen johlenden Reitern  zu dieser Zeit um die Häuser fliegt und wehe, er verfängt sich draußen in den Wäscheleinen, dann droht den Bewohnern des Hauses Unheil. Auch die Wäsche im Haus aufzuhängen ist der Überlieferung nach genauso gefährlich. Sie könnte gestohlen werden und im laufenden Jahr dem Eigentümer als Leichentuch dienen.

Ich selbst wurde auf diesen Urglauben in jungen Jahren aufmerksam gemacht. Jung verheiratet und als Mutter eines Säuglings musste ich auch zwischen Weihnachten und Neujahr waschen, Pampers gab es zwar schon, aber aus Sparsamkeit wurde damals noch gewickelt. Außerdem war mir dieser Volksglaube völlig unbekannt. In dem Mehrfamilienhaus, in dem unsere junge Familie wohnte, war der Trockenboden in dieser Zeit unbenutzt, was für mich zunächst zwar sehr erfreulich, aber trotzdem  sehr verwunderlich war. Ich hängte die Windeln auf und wurde am nächsten Tag von meiner Nachbarin nicht sehr freundlich angesprochen, dass es in diesem Haus nicht üblich sei, zwischen den Jahren Wäsche zu waschen und aufzuhängen. Was aber sollte ich machen? Unser Sohn machte auch in dieser Zeit in die Windel und Wäschetrockner gab es nicht.

Aber es ist alles noch mal gut gegangen, niemand in dem Haus hatte ein Unglück zu beklagen und es ist auch niemand in dem Jahr verstorben.
Heute sehe ich das ein wenig anders. Niemals hängt bei mir in diesen Tagen im Keller ein Gegenstand auf der Leine. Alles wird abgenommen, sogar Klammerbeutel und Kleiderbügel. Mag es wohl am Alter liegen?

Foto: Timm Reckmann/www.pixelio.de

Foto: Tim Reckmann