Glauben und Kirche
Gedanken zum neuen Jahr
- Allgemeines
von unserer Gastautorin Ilse W. Blomberg
Der evangelische Theologe Fulbert Steffensky schrieb zum Anfang eines neuen Jahres:
Vor einiger Zeit besuchte ich mit meiner Enkeltochter eine Freundin, die ein Kind bekommen hatte. Die Enkeltochter sah das Kind lange und bewegt an, und schließlich sagte sie:
Es hat so schöne unabgelaufene Füße.
So ist das auch mit dem neuen Jahr:
Es hat so schöne unabgelaufene Füße.
Immer, wenn etwas anfängt, ein neues Leben, eine neue Zeit, ein neues Jahr überkommt Menschen eine Art gerührte Hoffnung. Noch ist das Neue nicht verletzt, gedemütigt, beschmutzt, noch ist es nicht korrumpiert,
noch hat es wundervolle unabgelaufene Füße.
Jeder Anfang hat die Zartheit und den Glanz des Unverdorbenen.
Er ist eine Erinnerung und ein Versprechen:
eine Erinnerung an alle die Anfänge,
die in Hoffnung begonnen wurden,
ein Versprechen: einmal wird es einen Anfang geben,
der nicht in Kürze überholt
und in den Staub der Anfänge von gestern gesunken ist.
Es ist vielleicht ein müdes Lächeln,
mit dem wir den Anfang der neuen Zeit begrüßen.
Wir haben zu viele Anfänge gesehen,
die nicht hielten, was sie versprochen haben.
Aber ganz ohne Hoffnung ist das Lächeln nicht: Wer weiß?
Es könnte ja sein, dass dieser Anfang nicht trügt.
Es könnte ja sein, dass der Prophet Jesaja Recht hat:
„Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige!
Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?“
(Jes. 43,18.19)

