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Wohnen

Bei Euch ist es doch sooo schön!

Was ist los? Verlieren immer mehr erwachsene Kinder das Bedürfnis nach Abnabelung?

In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass immer mehr erwachsene Kinder, z.T. mit eigenem Einkommen, ihr Nest nicht unbedingt verlassen wollen, besonders Söhne sind da sehr anhänglich.

Sie führen ein sorgloses und bequemes Leben. Bei Mama gibt es wie seit eh und je das "Rundum-Service-Paket", meistens sogar noch kostenlos. Filius braucht sich dann nur noch über seine Freizeitgestaltung "Sorgen" zu machen und kann sein Geld für Autos, Freundin oder Urlaub ausgeben.

Das war einmal anders. Deutsche Jugendliche verspürten bis in die 80er Jahre hinein einen starken Drang nach einem selbständigen Leben. Papa und Mama waren autoritär gestimmt. Wer kennt nicht den Spruch "solange du deine Füße unter unseren Tisch stellst, machst du, was wir dir sagen"? Da gab es dann schon mal eine Rebellion, denn der junge Mensch wollte selbstbestimmt leben. Am Ende stand der Auszug aus der elterlichen Wohnung an, selbst wenn die Zukunft der Jungen dann etwas weniger rosig aussah. Aber was waren gebrauchte Möbel, der mehr oder weniger regelmäßige Besuch eines Waschsalons oder Tütensuppen schon gegen die Freiheit, unbeobachtet tun und lassen zu können was man wollte?

Heutzutage sind die Konflikte zwischen den Generationen milder geworden. Väter bzw. Mütter sind nicht mehr die absoluten Herrscher. Es wird mehr miteinander geredet. Das ist natürlich eine tolle Sache. Darüber hinaus macht es die lange Ausbildungszeit oftmals notwendig, dass die Jungen länger bequem zuhause bei den Eltern wohnen.

Für die Eltern ist es ebenfalls gut, noch lange mit den Kindern in einer Gemeinschaft leben zu können. Junge Menschen bringen neue Themen mit, junge Menschen lieben die Diskussion, in die man schnell mit eingebunden wird. Nicht zuletzt erwähnt werden soll, dass junge Menschen besonders auf technische Neu-Entwicklungen "abfahren". Wer hat nicht von seinen Kindern in irgendeiner Form den Anstoß erhalten, sich z. B. mit dem Computer und dem Internet vertraut zu machen? Ich verdanke meinem "Spross" den Eintritt in diese neue Welt des Internets mit den ungeahnten Möglichkeiten. Eigentlich verdanke ich ihm auch, dass ich jetzt hier diesen Artikel schreiben kann……denn ohne PC und die immer wieder aufmunternden Worte: " Probier´ es doch mal……du kannst es auch!" und die Hilfe bei meinen ersten "Gehversuchen" ….. wäre das alles nicht passiert!

Nicht immer verläuft das Zusammenleben zwischen Jung und Alt so harmonisch wie es scheint. Im Gegensatz zu den früheren autoritären Zeiten hat sich einiges geändert. Oft ordnen sich die Eltern unter und lesen ihren Sprösslingen alle Wünsche von den Augen ab. Die Jugend genießt alle Rechte, aber selten gibt es für sie auch Pflichten. Es wird als selbstverständlich angesehen, dass Mama weiterhin putzt, wäscht und kocht, so wie sie es immer getan hat. Doch hat Mama nicht lange genug ihre "Pflicht" getan? Sie möchte endlich ihren Freizeitanteil erhöhen. Tut es nicht auch gut, "den Ernst des Lebens" langsam kennenzulernen? Da bieten sich feste Aufgaben, die die Eltern entlasten, doch geradezu an. Söhne könnten sich z.B. regelmäßig um den Rasen im Garten kümmern oder Getränke besorgen. Die Tochter des Hauses könnte z.B. zeitweise, vielleicht am Wochenende, das Kochen und den Einkauf übernehmen. Über eine Beteiligung an der Haushaltskasse für Kinder mit Einkommen könnte ebenfalls nachgedacht werden. Für Minijobs oder Ferienarbeit sollten sich erwachsene Kinder in der Ausbildung nicht zu schade sein. Der Lohn dieser Arbeit könnte auch für den Führerschein, Studiengebühren oder Kleidung ausgegeben werden.

Nur, wenn es ein gleichberechtigtes Miteinander in der Wohngemeinschaft "Mama" gibt, dann sind erwachsene Kinder im Haus ein Segen und Frust stellt sich erst gar nicht ein.